Für viele Menschen ist es schwer, sich vorzustellen, wie ein eigentlich weltoffener Mensch so lange Mitglied in der AfD bleiben konnte.
Aber ab einem gewissen Punkt hat sich mein komplettes Leben innerhalb der Partei abgespielt. Alte Freunde und meine Familie habe ich kaum noch gesehen. Andere Hobbies völlig vernachlässigt. Denn irgendwo war immer Wahlkampf. Oder Lagerkampf. Oder beides. Und wer nur noch kämpft, der kommt nicht mehr zum Denken.
Umso schwerer war für mich der Weg zurück. Sogar lange nachdem ich bemerkt hatte, dass der Kampf gegen die Hardliner von Rechtsaußen verloren war, nagte an mir die Ungewissheit. Die AfD war so lange mein Zuhause gewesen. Wie würde sich ein Leben außerhalb dieser bekannten Welt anfühlen?
Heute, ein Jahr nach meinem Ausstieg, kann ich sagen: großartig!
Die Angst als ständiger Begleiter ist weg. Der Hass auch. Und das, obwohl ich Einiges an Morddrohungen, Beleidigungen und Hass-Mails von ehemaligen Weggefährten bekomme. Es stört mich nicht. Eigentlich merke ich es kaum. Denn ich bekomme noch so viel mehr.
Unterstützung zum Beispiel. Von vielen wunderbaren Menschen mit Herz und Verstand, einer eigenen Meinung und Prinzipien.
Jeden Tag einen klareren Blick auf die Welt, das Geschehen und die eigentlichen Probleme unserer Zeit.
Aber vor Allem: Freiheit!
George Orwell sagt, Freiheit sei das Recht, anderen das zu sagen, was sie nicht hören wollen. Und das habe ich getan. Das tue ich noch und werde auch so schnell nicht wieder damit aufhören!
„Mut zur Wahrheit!“ Dafür bin ich mal in die AfD eingetreten. Dafür bin ich auch ausgetreten.
Jetzt fühle ich mich der Wahrheit wieder verbunden. Ich fühle mich mutiger. Und freier. Einfach großartig eben.
Heute Abend stoße ich auf die Freiheit an. Auf die Veränderung. Und auf alle, die das möglich gemacht haben.
Danke!